Das Grubstein Gebiet

Von Peter Jeutter & Robert Seebacher

Der Grubstein (2036 m) ist ein relativ isoliert stehender Berg im Bereich des Südostmassives des Toten Gebirges, nordöstlich der Tauplitz-Alm. Südlich und östlich befinden sich auf einer Seehöhe von etwa 1600 m ausgedehnte Almgebiete in denen 2 größere Seen eingebettet liegen. Westlich liegt durch das tiefe Karsttal der "Zlemer Grube" getrennt, das rauhe und vegitationsarme Schachtgebiet "In den Karen". Aufgebaut ist der Grubstein, dessen Plateauflächen vermutlich Reste einer präquartären Altlandschaft darstellen, ausschließlich aus Dachsteinkalk. Im Norden ist er gebankt, im Süden dominiert Dachstein-Riffkalk.

Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besuchte Othmar Schauberger das Gebiet um die Ostabbrüche des Grubsteines und erkundete dort einige kleinere Höhlen.

Weiters war die in der Südflanke liegende, Grubsteineishöhle in den Sechzigerjahren Ziel mehrerer Forschungstouren. Große, eiserfüllte Hallen und Gänge konnten entdeckt, aber nur ein Bruchteil davon von Alfred AUER und Dr. Günter Graf vermessen werden.

Bereits kurze Zeit später fand man die Höhle etwa 50 m hinter dem Eingang mit Eis verschlossen vor, was eine weitere Erforschung der hinteren Teile für lange Zeit verhinderte. Lediglich ein vor dem Eisverschluß gelegenes Schachtsystem wurde in den Jahren 1973 und 1975 von J. Segl, Dr. G. Graf, Dr. G. u. Gernot Rabeder und Dr. Karl Mais befahren. Dabei wurde die Höhle von einer Gruppe bis in eine Tiefe von 104 m erforscht und vermessen.

Dann wurde es bis in die späten Achtziger-Jahre still um den Grubstein. Erst die Entdeckung der Grubstein-Westwandhöhle (1625/350) im Jahr 1984 durch Gunter LIMBERGER leitete ein Phase reger Forschertätigkeit ein. Eine rasch entstandenes Team begann sogleich mit der Erforschung und Vermessung des neuen, großräumigen Höhlensystemes.  

Ansicht der Grubstein Westwand mit den Eingängen zur Westwandhöhle

Während der Forscherlager 1985, 1986, 1987 und 1988 und in zahlreichen anderen Touren gelang es, die Grubstein-Westwandhöhle auf eine Länge von 10.485 m bei einer Niveaudifferenz von -396 m zu vermessen. Acht Eingänge in der Westwand und ein Schacht am Gipfelplateau bilden die Zugänge in das komplexe, in viele Etagen gegliederte Netz von meist geräumigen Gängen und Hallen.

Eisrakete (Grubstein Westwandhöhle)

Eiserne Jungfrau (Grubstein WwH)

Die Erforschung ruht seit 1990, kann aber keinesfalls als abgeschlossen gelten.

Weiters wurden im Zuge der Forschung auch mehrere kleine Höhlen in den Höhlenpark aufgenommen.

Ein Großer Teil der Höhlen ist in Form eines Atlasses dokumentiert. Pläne wurden von P. Jeutter, G. Limberger, R. Seebacher und J. Segl erstellt.

Unter der Leitung von G. Limberger wurden auch mehrere Höhlen am Südabfall des Gamsspitz (2057 m) untersucht und bearbeitet. Der Gamsspitz beginnt im Norden des Grubsteines und erstreckt sich von dort in Richtung Osten bis zum Salzsteigjoch.

Die Untere- und die Obere-Gamsspitzhöhle wurden bereits von O. Schauberger befahren. Er erkundete die beiden Höhlen aber nur bis zu einer Engstelle, bzw. bis zu einem großen Versturz.

Bei den Forschungen in den Achtzigern wurden beide Hindernisse überwunden und großräumige Gänge und Hallen entdeckt. In der Oberen-Gamsspitzhöhle (Eisloch 1625/19) konnten sogar 1133 m bei einer Tiefe von – 147 m vermessen werden. Leider bremsten die allgegenwärtigen labilen Verstürze die Forschungen und die erhoffte Verbindung zur Westwandhöhle konnte bis heute nicht gefunden werden. Etwa 180 m trennen die beiden Systeme.

Das Eisloch wurde ebenfalls im Atlassystem dargestellt (G. Limberger, R. Seebacher)  

Eingangsportal der Grubsteineishöhle

Ab 1997 wurde erneut mit der Erforschung und Vermessung der altbekannten Grubsteineishöhle (1625/16) begonnen. Der Eisverschluß war verschwunden und der Weg ins faszinierende Hinterland stand offen. In mehreren Touren, bei denen hauptsächlich E. Geyer, P. Hautzinger und R. Seebacher beteiligt waren gelang es die Höhle auf eine Länge von bisher 2728 m bei einer Niveaudifferenz von +- 270 m zu vermessen. Charakteristisch sind die großen, bis zu 20 m breiten Gänge und die versturzgeprägten Hallen. Die 1997 entdeckte Otavihalle mißt 80 x 40 m und stellt den bisher größten Höhlenraum im Grubstein dar.

Obwohl die oberen Teile der Westwandhöhle (Glanzhalle) und die Eishöhle speläogenetisch mit Sicherheit eine Einheit darstellen, konnte eine Verbindung bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden. Die Lücke zwischen den beiden Höhlen beträgt zwar nur noch etwa 80 m, jedoch dürfte aufgrund der vielen Verstürze eine Verbindung schwierig zu realisieren sein.  

Glanzhalle (Grubstein Westwandhöhle)

Ab dem Jahr 2000 konzentrierten sich die Forschungen auf ein Schachtsystem im südlichen Bereich der Höhle. Eine mögliche Verbindung zum Döf-Sonnenleiter-Höhlensystem lenkte die Aufmerksamkeit auf diese Teile. Im Sommer 2000 gelang der Abstieg bis in eine Tiefe von -220 m. Dort mußte an einem engen, jedoch heftig bewetterten Mäander umgekehrt werden. Bei einem weiterem Vorstoß im September 2001 gelang es eine Tiefe von 224 m zu erreichen. Leider versperrte eine unüberwindliche Engstelle den weiteren Weg in die Tiefe.

Die Erforschung der Südschächte kann vorerst als abgeschlossen gelten, obwohl noch einige Fortsetzungen im oberen Bereich vorhanden sind..

Grubstein-Team:     DANGLMAIER ,Ernest GEYER ,Peter GOLSER ,Sylvester HABERFELLNER ,Patrick HAUTZINGER ,Josef HOPFER ,Erwin HÜTTNER ,Klaus HÜTTNER ,Klaus JÄGER ,Peter JEUTTER ,Reinhard KRAXNER ,Bernhard LETTNER ,Gunter LIMBERGER= ,Rudolf MASCHA ,Egon PFUSTERER ,Johann PUTZ ,Rudolf RIESEMANN ,Franz SCHMIDT ,Robert SEEBACHER ,Johann SEGL ,Manfred SEGL ,Sepp STEINBERGER ,Johann STIEG ,Mario TAUCHER= ,Heinrich ZEMANN

Literatur:

Graf, Günter 1966: Eine Eishöhle im Tauplitzalmgebiet.

Mitt.d.Sektion Ausseerland im LVfHK in Stmk.

Graf, Günter 1970: Höhlen im Gebiet von Hinterberg.

Mitt.d.Sektion Ausseerland im LVfHK in Stmk.

Limberger, Gunter & Jeutter, Peter W. & Seebacher, Robert 1984-2003: Verschiedene Ausgaben der "Mitteilungen" Verein für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf.

Pfarr, Theo & Stummer, Günter 1988: Die längsten und tiefsten Höhlen Österreichs, Sonderheft Nr. 35 "Die Höhle". Verband Österreichischer Höhlenforscher, Wien.

Grubsteineishöhle 1625/16 

Tiefenvorstoß in den Südschächten.

Am 15. September 2001 unternahmen Ernest Geyer, Patrick Hautzinger, Sebastian Kogler und Robert Seebacher eine Forschungstour in die Südschächte der Grubsteineishöhle. Die stark bewetterte Schachtreihe konnte im Vorjahr bis auf eine Tiefe von -220 m erforscht werden. Seilmangel und ein sehr stark bewetterter, wasserführender Mäander stoppte damals den Vorstoß.

Durch etwa 30 cm hohen Neuschnee wateten wir in etwa 2 Stunden zum Eingang um anschließend durch die mit Engstellen garnierten Südschächte zum Forschungsende abzusteigen.

Dort gestaltete sich die weitere Erforschung des Mäanders schwierig. Nach Überwindung einer Engstelle, die künstlich erweitert werden musste, war es an einer unüberwindlichen Engstelle bei -224 m endgültig zu ende. Anschließend vermaßen wir etwas Höher einen ebenfalls stark bewetterten Seitenteil. Leider endet auch dieser Ast in einem zwar hohen, aber zu schmalen Mäander.  In Anbetracht der entschwundenen Fortsetzungen bauten wir dann noch sämtliche Seile aus den Schächten aus. Den Eingang erreichten wir nach einem Höhlenaufenthalt von 12 Stunden und auch der Rückmarsch zur Tauplitzalm nahm in der Dunkelheit nochmals über 2 Stunden in Anspruch.

Nach dieser „Koffertour“ war wohl jeder froh als wir um 04.00 Uhr Morgens die Autos erreichten.

Die vermessene Gesamtlänge der Grubsteineishöhle stieg um 92 m auf 2.728 m, die Tiefe auf +-270 m.